Oben Ohne auf 2000m

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Der erste Advent ist da… Echt? Es scheint bald Weihnachten zu sein, hm ich guck mal kurz aufs Datum… 27ter November… Wow nicht gedacht. Ich habe heute noch auf 2000m mein vollgeschwitztes Tshirt ausgezogen und meinen Oberkörper in die Sonne gehalten. Kalt? Quatsch, es ist doch erst…
Oh ja erster Advent.
Ja das hätte ich nicht erwartet am ersten Advent im Tshirt wandern zu gehen. Aber man nimmt was man bekommt. So läuft das im Moment in Lausanne. Steht was an geh ich aus, ist das Wetter am Wochenende wunderbar geh ich Wandern, passiert wie so häufig nichts, na dann mach ich eben etwas Sport. Spielt der BVB und gewinnt sowohl in München als auch gegen Herne West, so drücke ich auf meinen Kulli und erfreue mich schöner Fangesänge. Im Ruhrpott würde man sagen: Es läuft. (By the way, versucht mal folgendes: Google Maps öffnen, auf Route berechnen klicken, Startpunkt: “Düsseldorf” Ziel: “scheisse” und schaut mal was dabei rumkommt, es sind auch Kleinigkeiten die einem das Leben verschönern können)

Zurück zum Wandern. Heute war es ein kurzer Ausflug in die Berge just über der Schweizer Riviera von Montreux. Direkt am See ging es steil nach oben auf 1200m, wo unsere Wanderung begann.

Dann ging es steil nach oben. Nach 100m wurden die Jacken ausgezogen und nach weiteren 800m haben wir uns kurz ungläubig angeguckt, aber dann doch auch den Pullover ausgezogen. So ging es im Sonnenschein auf dem Bergrücken zum Rochers de Naye. Von meiner sonst so überragenden Bergsteigerform war ich heute so weit entfernt, wie Dortmund von Siegen in der Championsleague. Früh wurden meine Beine schwach und die Schritte schwerer. Aber es hilft ja nichts, man muss ja hoch und meine beiden Begleiter legten ein gutes Tempo vor. Oben auf 2000m angekommen gab ich gerade einen erschöpften Seufzer von mir als die Zahnradbahn ihre Türen öffnete und etliche Touristen rausströmten… Naja ich habs sportlich genommen und wir sind schnell weiter abseits auf eine Erhöhung um die Aussicht zu genießen und weg vom Trubel zu kommen. Wir mussten auch gar nicht so weit weg, denn die heutige Gesellschaft fährt ja mit schicken Bugattischlappen und Sacko auf 2000m um sich im Restaurant erstmal nen Kaffee zu holen.
Auf der anderen Bergseite ging es wieder runter und schon nach 5h waren wir zurück am Auto. Ich musste mal wieder feststellen, dass der gute deutsche Tourist, den Tourismus gar nicht leiden kann. Ich fühlte mich ein wenig an England erinnert, als Charlotte und ich von einem Steinhügel zum nächsten durch das schöne Dartmoor gelaufen sind und sich hinter jedem Steinhaufen eine Strasse auftat und etliche Touristen aus den Bussen strömten, 200m zum Steinhaufen liefen, ein Foto machten und wieder zurück im Bus verschwanden…
Hierzu jedem seine eigenen Gedanken.

Zum Glück war die Wanderung letzte Woche anders.

Zum ersten Mal ging es auf die französische Seite des Lac Leman. Allerdings hatte ich zum ersten Mal Mühe interessierte Begleiter zu finden. Selbst die Leute die mir am Freitag Abend noch heißblütig von Wanderungen erzählt haben und denen die Vorfreude aus den Augen funkelte, waren am Samstag und Sonntag so mit Lernen beschäftigt, dass ich bis Samstag Abend 22 Uhr nur einen Mitstreiter überzeugen konnte. Kurzfristig habe ich noch einen netten Ecuadorianer eingeladen, der die Entscheidung trotz schlechter Schuhe und großer nötiger Selbstüberwindung nicht bereuen sollte. Ich wusste die Wanderung würde es in sich haben. Ein für 2,5h ausgelegter Aufstieg stieg von 1200m auf den 2221m hohen Dent D’oche. Es wurde einem geraten den Rundweg im Uhrzeigersinn zu laufen, da der Abstieg sonst eher schwierig wäre. Gesagt getan. Es wurde schwierig. 

Schon der Anfang ging in Schlangenlinien den Hügel hinauf und nach 30min waren Philipp und ich uns nicht so sicher, ob es eine gute Idee war Guti (den Ecuadorianer) mitzunehmen, denn er hatte mächtig zu kämpfen. Aber er kämpfte und nach vielen kurzen Pausen schloss er immer wieder zu uns auf. Die Wanderung hatte allerdings gerade erst die Warmlaufphase eingeleitet. 

Dann wurde es noch steiler und im Zickzack ging es die nach einem Monat ohne Regentropfen ausgetrocknete Wiese hinauf. Und dann kamen die Felsen:
Teils mit Stahlketten gesichert kletterten wir durch kleine Schluchten, zogen uns von Stein zu Stein und schmiegten uns an die Steinwände um nicht vorne über zu kippen. Kippen war nämlich verboten, zumindest wenn man vorhatte die nächsten 500 Höhenmeter in einem nichtbeschleunigten Bezugssystem (Inertialsystem) zu verweilen. Philipp weilte meist oben in Sonne, während ich meine Euphorie im Schach hielt, um Guti moralische Unterstützung zu leisten. Aber die war nicht wirklich nötig, er stieg und stieg, fluchte und lachte. Es wurde bald klar dass die nächsten 300 Höhenmeter so weiter gehen würden, da wir auf dem Grat des Berges liefen. Anderes war auch nicht wirklich möglich, denn es ging überall ziemlich steil abwärts. Dann war der Gipfel in Sicht und oben wartete eine Gruppe Steinböcke. Abgesehen von nackten Mädels mit schweizer Akzent oder Regenwolken hätte es nichts schöneres geben können.

Abgesehen von uns waren nur wenige Wanderer unterwegs und so hatten wir den kleinen Gipfel für uns alleine. Nachdem die Brote alle verzerrt waren, die Blicke auf Mont Blanc, les Diablerets und den Lac Leman ausreichend genoßen wurden ging es wieder auf der anderen Bergseite hinunter. Auf dieser Seite gab es nur wenige Felsen, und die Stellen die rutschig waren ging es wieder an Stahlketten entlang. Es ist alles gutgegangen und sichtlich zufrieden kehrten wir drei zum Auto zurück. Eine Wanderung, wie für mich gemacht. Steil und sportlich nach oben. Die letzte Stunde nur über Steine und durch Felsspalten. Hier und da mal eine Kette um den Nervenkitzel noch ein wenig zu steigern und ein Gipfel wie er im Buche steht. Steinböcke Sonnenschein und ein jauchzender Timo. 

Warum erzähle ich eigentlich immer nur von meinen Wanderungen? Ganz einfach, sonst passiert wie gesagt nicht so viel. Montag bis Freitag bin ich in der Uni oder mache Sport. Am Samstag ebenso und ausserdem gucke ich da ja Bundesliga. Mittlerweile trainiere ich Montags in einer netten Basketballmannschaft, die den gelben Deutschen schon nach 2 Trainingseinheiten ganz gut aufgenommen hat. Es ist eine Mischung aus Studenten und einigen Spielern um die 35 Jahre. Es gibt keinen Trainer, es wird nur gezockt und einmal die Woche spielen sie in der 4ten Schweizer Liga. Das Niveau ist ansehnlich und die Stimmung prächtig. Mal schaun wie lange ich da mitspielen werde, da die Halle leider so weit oben liegt, dass ich sie mit dem Fahrrad nicht erreichen kann.

Besonders freue ich mich diese Woche auf den schönen Besuch. Man sagt ja immer die weißesten Stellen sind die schönsten an jeder Frau…
Gerade deswegen ist sie auch so besonders schön. Sie kommt am Donnerstag und ich hoffe sie lässt mich nicht mehr los. Ja, es ist die Schneegöttin. Es soll schneien ab Donnerstag. Anfangs auf der Alpennordseite aber dann auch bei uns. Natürlich heißt das Regen in Lausanne, aber ganz ehrlich: Das ist mir völlig Schnuppe…

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