Als ich gestern einen Mann im String am Strand habe liegen sehen, hab ich noch gedacht: Oh Gott Sommer
Als ich heute 2 Mädels in Bikini aus dem Wasser habe kommen sehen, hab ich gedacht: Oh Sommer
Ja es sind ca 22°C hier in Lausanne, die Beachvolleyballfelder wieder voller Leute und wie gesagt, am Strand liegen sie auch schon. Man muss schon sagen, ein ziemlich krasser Wetterwechsel dieses Jahr. Im Dezember noch total warm, dann die Schneemassen und jetzt im März wieder total warm. Als Mensch der den Klimawandel als ernstes Thema betrachtet muss ich schon sagen beeindruckende Phänomene.
Letzte Woche sind mir diese schnellen Wetterwechsel zum Vergnügen geworden. Es war Unichamp, also Allgemeine Deutsche Hochschulmeisterschaften im Ski und Snowboarden in Les Deux Alpes. Mit dabei waren 3 Freunde aus Karlsruhe (Marco, Jonas und Felix) dazu noch 4 weitere Jungs. In einem weiteren 4er Appartement war mein Bruder untergebracht. Man kann schon sagen, dass wir viel Glück mit dem Wetter hatten. Der erste Tag wurde allerdings stürmisch, aber wenigstens gab es so frischen Schnee. Am 2ten noch ein wenig Schnee und ab dann hat es nur noch nachts geschneit, damit tagsüber die Sonne scheinen konnte 🙂
Die Hochschulmeisterschaften begannen am dritten Tag mit dem Boardercross. Natürlich die Disziplin bei der die Siegchancen am größten sind (wenn vorhanden). Der Boardercross war eigentlich mehr ne schnelle Abfahrtsstrecke mit vielen Kurven und drei Hügeln, nicht zu vergleichen mit dem aus dem letzten Post, aber auch hier hat es so manch einen hinter den Kickern zerlegt. Das Fahrerfeld bestand auch diesmal maximal aus ambitionierten Fahrern, sodass der Boardercross vom Veranstalter einfach adäquat gebaut wurde. Schon im Training wurde klar, das größte Problem würde die letzte Kurve werden, aus der sich gleich mehrere verabschiedeten. Mein Qualirun war auch (abgesehen von der letzten Kurve) sehr gut und im Endeffekt bin ich 6ter gewesen mit 1,5sek Rückstand auf den ersten bei einer Fahrtzeit von 59sek. Achja der erste war übrigens Marian. Wie sich später herausstellte ist Felix als 17ter mit 0,1 sek aus der Quali geflogen (die besten 16 kommen weiter), was natürlich maximal ärgerlich war.
Aber jetzt ging es erst richtig los. Marian startete im ersten Heat und gewann ihn souverän. Im 3ten war ich an der Reihe erwischte einen Traumstart und schaltete dann den Kopf aus. Die erste Kurve wurde von mir obwohl in Führung liegend schon völlig falsch angefahren, auf der nächsten Geraden war ich dann nur noch 3ter. Dann sind wohl bei mir die Kabel durchgebrannt. Ohne Sinn bin ich hinter den beiden her, meine Fahrlinie völlig vernachlässigt… Es lag wohl an der Nervosität. Obwohl ich nur einen Meter hinter ihnen war, konnte ich mit dem Fahrstil nichts gewinnen und verabschiedete mich folgerichtig auch in der letzten Kurve. Ein für mich völlig frustrierendes Erlebnis. Gewusst dass ich schneller bin, gewusst dass ich besser bin, einfach nicht das gemacht was ich kann. So platzte der Traum vom Finale mit meinem Bruder schon in Viertelfinale. Bleibt nur, draus lernen, nächstes Jahr gewinnen.
Ein wenig Erheiterung gab es dann durch die Titelverteidigung von Marian, der in einem bizarren Finale am Ende die Nase vorn hatte. Zurecht!
Für die Halfpipe hatte ich mich ebenfalls angemeldet, aber Ambitionen gab es dort keine. Meine Trainigswochen im Februar fanden ja wegen mangelnder Halfpipe gar nicht statt und hinzu kam noch, dass es keine Halfpipe sondern eine Superpipe war. Mit 7m Höhe, die höchste Pipe die ich jeh vernünftig versucht habe zu fahren.
Es ist schon beängstigend wenn man auf diese Wände zufährt, die in den letzten 3m fast nur noch vertikal sind. Aber es hat mir am Ende doch viel Spass gemacht und ich denke ich werde mich in Zukunft häufiger mal in ein paar Pipes begeben. Meine Qualiläufe habe ich natürlich wieder in den Schnee gesetzt. Auch wenn ich die letzten 20 Läufe nicht mehr gestürzt war, ist so etwas immer noch möglich… Naja schade wars, aber der Frust hielt sich in Grenzen. Marian hat die Quali wieder überstanden, aber ist höchst wahrscheinlich hinterher mit Blech (also dem 4ten Rang) nach hause gefahren. Die Woche war sehr schön. Es hat sich so angefühlt als wäre die Erasmuszeit vorbei. Es wurde nur Deutsch gesprochen (logisch) und die alten Jungs waren wieder dabei… Im Moment eigentlich ein Zustand gegen den ich gar nichts einzuwenden hätte.
Gelernt habe ich aus diesem Urlaub, dass ich vor Snowboardcontests viel nervöser bin als vor mündlichen Prüfungen in der Physik und das mein Ehrgeiz mal wieder zu groß für mich war.
Seit dem Urlaub und auch vor dem Urlaub passiert in Lausanne nicht viel. Ich schreibe tagein tagaus Bewerbungen für Bankpraktika, gehe in die Uni oder mache Sport. Letzteres trägt mal wieder zu meinem Leidwesen bei. Nach 7 Wochen ohne Basketball kommt man sich ganz schön rostig vor und seit dem Sturz in der Halfpipe hat sich mein verspannter Nacken noch nicht erholt. Aber es geht trotzdem immer weiter. Erstens ist es klagen auf ganz hohem Niveau und zweitens hat die Vorbereitung auf die 20km von Lausanne gestern erst begonnen. Der Lauf ist am 28ten April, wer Lust hat mit mir die 300 Höhenmeter hoch und runter zu rennen ist gerne eingeladen mich zu besuchen. Ich bin mal gespannt. Vom ersten Training habe ich zwar Knieschmerzen, aber dafür bin ich auch ne sehr geile Zeit auf die 10km gelaufen. Das hätte ich mir gar nicht zugetraut…
Jetzt kommt der April, lang bin ich schon weg. Das Erasmusleben macht bei mir gerade Pause. Ich kenne keinen einzigen der neuen Leute (abgesehen vom lieben Paul, den ich ja schon in Karlsruhe zu meinen Freunden zählen durfte) und ich habe auch kein Interesse sie kennen zulernen. Ich geh auf keine Parties mehr und halte mich an die paar Leute die ich schon kenne. Mein WG Leben ist nicht vorhanden. Die Leute mit denen ich hier lebe sind zwar cool, allerdings haben sie eine andere Einstellung zur Sauberkeit, aufgeräumter Küche usw. Bereuen tue ich den Umzug aber nicht, es ist eben eine Erfahrung die man mal machen muss. Ich treffe in letzter Zeit häufiger Entscheidungen, die ich immer wieder treffen würde, deren Ausgang aber nicht immer zu meiner Erheiterung beiträgt. Mais c’est la vie.
Man denkt, tut, erfährt und am Ende lernt man (hoffentlich).
Edit: Frühlingsbilder