Der Mai und die Wanderzeit

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Vorneweg mal ein Foto von meinem Geburtstag. Na ganz so schlimm war es auch nicht. Ich habe ihn nicht ganz alleine verbracht. Zumindest Paul war als altbekannter dabei und noch 3 andere. Es war schon merkwürdig. Mein erster Geburtstag ohne viele enge Freunde, ohne Freundin und auch ohne Geschenke. Ein Freund sagte mir: „Du kannst dich nicht beschweren, da du immer sagst, dass du nichts willst.“ Ja da hat er Recht. Wer braucht schon so Materielle Dinge wenn er so viel Glück hat wie ich? Ich liege an meinem Geburtstag bei 26° in der Sonne an einem See, ist das nicht Geschenk genug. Nicht immer bin ich mir der Tatsache bewusst, wie sehr ich vom Leben verwöhnt werde und wie einfach doch die meisten Dinge sind. So lässt es sich auch ohne ein einziges richtiges Geburtstagsgeschenk aushalten.

Am Tag nach meinem Geburtstag stieg Balelec. Ein Unifest der besseren Sorte. 16.000 Studenten und 4 Bühnen dazu noch einige Räume zu Diskotheken umgestaltet. Es waren 20 Grad bis 5 Uhr morgens und die Musik schallte bis 4Uhr. Hut ab, geile Organisation. Einziger Wermutstropfen: Wenn man schon über ne halbe Millionen durch Eintrittskarten einnimmt, dann kann man auch mal für vernünftige Bands sorgen. Dies ist leider nicht geschehen und so war für mich ein Highlight des Abends 2 DJs. Zu sehen hier: Der Laden hat gekocht. Um 7 im Bett um 12 zum Flughafen und ab 20:00 Uhr in Hamburg vor der Leinwand um den BVB triumphieren zu sehen. Wer nach 5 Gegentoren noch von einem überlegenem Spiel sprechen kann, der muss beim FCB spielen und wohl erst 3 mal 2ter Platz werden um von seinem hohen Ross mit dem Gesicht im Matsch zu landen. Ich hoffe sowohl die Münchener als auch der Jogi haben etwas gelernt. Dortmund heißt jetzt die Weltmacht 😉

Mittlerweile muss ich den letzten Satz korrigieren, trauriger Weise hat ein Jogi wohl nichts verstanden. Wer die besten Spieler Deutschlands mit Sätzen wie: “Die EM hat schon noch ein anderes Niveau”…. “Wir spielen – bei allem Respekt – nicht gegen Hoffenheim, Nürnberg und so weiter. Wir spielen gegen die Top Ten der Welt, gegen Spanien, den aktuellen Welt- und Europameister. Das ist der höchste Level.” ins Abseits stellt der hat seine Bundestrainerberechtigung eindeutig verspielt. Wer dann noch Badstuber einem Hummels vorzieht, der hat meinen Respekt verloren. Naja für Polen spielen ja noch drei Dortmunder, die sind sowieso mein Geheimfavorit.

Zurück zu in den Norden.

Bei Felix und dem Rest der Hansestädter ticken die Uhren wohl ein wenig anders. Eine Woche immer bis mindestens 3 Uhr unterwegs und selten vor 12 Uhr aufgestanden. Reeperbahn, Squash, Fischmarkt, Hafen, Philharmonie und wie immer mit Felix und Jonas eine Saunatour. Wenn ich mir perfekten Urlaub bei meinem besten Freund vorstellen würde, dann würde er genauso ablaufen. Dann ging es noch für 3 Tage nach Kiel, zu Max und Sarah und dort habe ich auch meine Eltern gesehen. So ein Leben an den Kieler Förden bzw. der Ostsee hat schon viele Reize. Ich habe zwar immer verzweifelt nach den Bergen in der Ferne geguckt, aber sie waren wohl zu weit weg. So sind wir mit dem Segelboot zur Fischbude getuckert, an den Strand zum Grillen gefahren, oder mit dem Schlauchboot über die Förden gebrettert.

Begonnen hat auch die Wanderzeit und so war ich gestern zum ersten Mal wieder in den Bergen. Ich wollte mit Viktor eigentlich alleine Wandern gehen mit Zelt, allerdings haben uns die Wetteraussichten für Sonntag einen Strich durch diese Rechnung gemacht. So haben wir uns auf einen Eintagestrip beschränkt. Nach vielem hin und her wollte Viktor auf einmal mit 2 Freunden wandern gehen. Ich war nicht so wirklich begeistert mich auf die zwei unbekannten einzulassen. Ich plane meine Trips doch am liebsten selber, da weiß ich wer verantwortlich ist und was auf mich zukommt. Aber Viktor wollte gerne mit ihnen weg und sie hatten immerhin ein Auto, was uns eine teure Zugfahrt ersparte. Na dann schaun wir mal.

Die Sonne lacht und die ersten 2h sind wunderbar durch kleine Wälder, grüne Wiesen am Fluss entlang und und und. Dann kommen wir an einen Punkt, an dem sich zwei Wege trennen. Einer geht auf 2100m der andere auf 2544m. Eigentlich ist die Situation klar. Ab 1800m beginnt der Schnee, also gehen wir auf 2100m. Eigentlich. Vorher haben wir noch bei der Touristeninfo angerufen und gefragt wie es denn auf 2500m aussehen würde. Die Antwort war da liegen 4m Schnee. Hm Die anderen wollten aber trotzdem gerne gucken ob man nicht doch hoch kann. Na dann habe ich Ihnen gesagt, gehen wir mal ne halbe Stunde, um sie dann wieder zurück zu gehen, weil das eh nichts wird. Es ging steil Bergauf über rutschiges Gras, irgendwann fingen die Schneefelder an.

Ich habe mal skeptisch zu den Jungs geguckt, aber die waren immer noch frohen Mutes. Das Problem war inzwischen, dass der Rückweg ziemlich schwer geworden wäre. Den Schnee und das rutschige Gras runter ist eindeutig gefährlicher als ihn hochzulaufen. Es gab dann auch so ein paar Stellen, an denen ins Rutschen kommen, wohl das Ende bedeutet hätte. Bis auf die Jungs verfluchen und mir einen Wanderstock von Viktor zu schnappen blieb aber jetzt nicht mehr viel übrig. Also hoch das Ding. Schneefelder wurden irgendwann zu Schneewiesen. Die 4m waren wohl nicht übertrieben.

Aber sobald alles nur noch Schnee war, war die Gefahr nicht mehr so groß, denn auf dem matschigen Schnee kann man doch ganz gut anhalten nach ein paar Metern und es gab somit auch keine Abgründe zum Runterpurzeln mehr. Hintereinander stapften wir durch den Schnee um auf die 2544m zu klettern. Aussicht Traumhaft.

2h Pause, ich hätte dort oben einfach für immer sitzen bleiben können. Zwischendurch haben wir noch Besuch von ein paar Gämsen und einen Murmeltierpärchen bekommen. Achja wir waren natürlich die einzigen dort oben.

Nicht nur an diesem Tag sondern wahrscheinlich seit November des Vorjahres und wir werden wohl auch noch mindestens für den Juni die einzigen sein, die dort gewesen sind. Die Bergseiten waren wie unterschiedliche Jahreszeiten. Auf der einen 4m Schnee auf der anderen nur noch ein paar Schneefelder, aber ansonsten alles trocken und steinig. Es liegt wohl an der Warmluftströmung die vom See kommt. Somit war meine Angst vorm Abstieg zumindest reduziert. Die Schneefelder sind wir dann häufig runtergerutscht. Viktor und ich an den Stellen an denen man in den nächsten 20m zum Stopp gekommen wäre, die anderen beiden überall.

Ich habe mich bislang für einen abenteuerlustigen und nicht ängstlichen Wanderer gehalten, aber mir wurden bei dieser Wanderung die Grenzen aufgezeigt. Durch einen kleinen Rutsch sein Leben zu beenden ist wohl doch nicht so irrelevant, wie ich in manch einem Spruch schon mal von mir gegeben habe. Wieso ein Sportlehrer und ein Physikdoktorant völlig ohne Zweifel so unverantwortlich sind, ist mir allerdings schleierhaft. Vielleicht haben diese Italiener einfach eine andere Lebenseinstellung, wer weiß. Ohne zu sehr auf politische Geschehnisse anzuspielen, sollte der deutsche dann wohl beim nächsten Mal die Führung übernehmen. So jetzt habe ich mal wieder alle Klischees untergebracht. Nach 10h Wanderung, über 20km und insgesamt mehr als 1500 Höhenmetern habe ich im Auto drei Kreuze gemacht und dem lieben Dio (Gott in Italienisch) für einen wunderbaren Tag gedankt. Zum Glück überwiegt am Ende die Freude über die schöne Wanderung.

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