Into the Wild (fuer kleine Jungs). Nach dem spannenden Flugerlebnis habe ich die letzten 3 Tage im Denali National Park verbracht. Der Park hat 24’000 Quadratkilomenter (die Schweiz hat 41’000). Insgesamt ist in Alaska alles ein wenig groesser, weiter, extremer.
Auf dem Weg dorthin wollte ich eigentlich die Kesugi Ridge (Grat) entlang wandern, allerdings war dieser Grat leider schneebedeckt. Es ist sehr schwierig hier Wanderungen zu planen, da das Wetter extrem regional ist. Selbst die Suedhaenge (ca. 1000m hoch) waren noch schneebedeckt obwohl 70km weiter noerdlich bis auf 1500m kein Hang mehr Schnee hat. “Denali has its own weather”. Die Wanderung waere am Alaska Veterans Memorial gestartet, welches ich dann kurzerhand besucht habe.
Ich war mir nicht bewusst, dass die Japaner im 2ten Weltkrieg nicht nur Pearl Harbor zerbombt haben, sondern tatsächlich auch die Aleutischen Inseln in Alaska besetzt hatten und zwar nur 6 Monate nach Pearl Harbor. Dieses Manöver war allerdings kein bleibender Erfolg, (dies ist streitbar, denn es gibt Aussagen die den Angriff als Ablenkungsmanöver gegen eine Amerikanische Invasion Japans bezeichnen) denn nach einem knappen Jahr haben die Amerikaner die Inseln in einem blutigen Krieg zurück erobert. Es sind insgesamt über 2’300 Japaner gestorben, bei knapp 4’000 toten Amerikanern. Die meisten Opfer erlagen allerdings dem Wetter und nicht den Waffen. Meine Ansicht, dass es nie einen internationalen Krieg auf Amerikanischem Boden gegeben hat muss ich damit revidieren.
Zurück zur Natur. Der Denali National Park ist momentan nur bis Meile 30 (von 90) geoeffnet, dafür durfte ich allerdings mit meinem privaten Auto bis zur Meile 30 fahren. Dies wird ab dem 20ten Mai nur noch mit Bussen möglich sein (die Saison kommt langsam in Schwung). Ich habe mir ein backcountry permit geholt mit welchem ich im Park übernachten durfte. Allerdings gibt es in dem Park keine Wanderwege und auch keine Campingplätze (öffnen erst später). Er ist darauf angelegt (abgesehen von der einen Schotterstrasse) Zeit in der reinen ungetrübten Natur zu verbringen. Die Amerikaner nutzen den Park wie eine Safaritour. Im Pick-Up rein fahren und aus dem Fenster die Tiere beobachten. Es gibt eine Vielzahl von Tieren und insbesondere viele Elche, Grizzlies, Schwarzbären und Rentiere. Die Rentiere sind hier um einiges grösser als die in Nordeuropa was mich anfangs etwas verwundert hat, Alaska Rentier ca. 180cm gegenüber Spitzbergen ca 100cm Schulterhöhe. Dies liegt wohl an der Qualität der Nahrung, genau genommen an der höheren Baumdichte in Nordamerika. Auch andere Fakten über das Rentier fand ich faszinierend, u.a. können sie als einziges Säugetier ultraviolettes Licht sehen (hilfreich in der weißen Schneewelt) und haben eine Turbinennase um die kalte Luft aufzuwärmen bevor sie in die Lunge kommt. Hier die Tiere, welche in in 3 Tagen gesehen habe (es vergeht kein Tag an dem ich mein 2kg Teleobjektiv nicht vermisse):
Ich habe erfahren, dass neben mir ganze 3 andere Menschen vorhaben im Park zu übernachten und habe daher leider niemanden gefunden der sich mir anschließen wollte, bzw. auch nur von der Strasse abweichen wollte. So bin ich mal wieder alleine los mit Karte, Kompass, GPS auf dem Handy, dem Rucksack voller Campingutensilien. Die kurze Route führte auf einen unweit der gesperrten Strasse liegenden Berg (Bild)
Leider war auch Regen angekündigt, sodass ich die Wahrscheinlichkeit dort oben zu übernachten mal auf 20% angesetzt hatte (90% angst bedingt und 10% dem Wetter geschuldet). Auf dem Weg der gesperrten Strasse entlang habe ich doch tatsächlich ein Schweizer Pärchen kennengelernt, welches für einige Wochen durch Alaska reist und auf dem Campingplatz übernachtet auf dem ich mir am Vortag im Zelt den Arsch abgefroren habe (ich glaube ich habe schon von meinem ungeeigneten Schlafsack berichtet). Hey, erstmalig Menschen mit denen ich Reisen kann. Die Wahrscheinlichkeit auf dem Berg zu schlafen war nach dem Treffen bereits auf 10% gefallen. Irgendwann ging es dann von der Strasse in den Wald.
Die Orientierung in einem Wald ohne Weg zu halten ist gar nicht so einfach und wird erschwert, wenn sich sumpfiges Gebiet und dichtes Gestrüpp abwechseln. Wieder einmal bin ich mit lauten Rufen und ständigem Läuten meiner Glocke durch den Wald gestapft (diesmal allerdings ohne Wanderweg). Wie auf dem Bild oben zu sehen, erstreckte sich der Wald nur bis zu einer gewissen Höhe. Danach ging es relativ steil über den Schotter nach oben. Die Wahl lag zwischen Schotter und knie-hohen Sträuchern, beides nicht so mein Idealuntergrund. Ich habe mich (wie immer) nach oben gekämpft und war mächtig stolz auf dem ersten Felsvorsprung angekommen zu sein.
Der Stolz mischte sich allerdings schnell mit Sorge, den wie im Hintergrund zu sehen rollte so langsam der Regen rein. Regenhose, Regenjacke übergezogen, Regenponscho übergestülpt und schnell hinter einen der Felsen verkriechen.
Dort habe ich dann ca. 40 Minuten auf meinem Rucksack gesessen und das Gewitter mit Schneeregen und heftigem Donner ausgesessen. Danach ging es weiter auf die Spitze des Berges.
Auf dem Bild kann man die Brücke sehen, auf der ich die Schweizer getroffen habe und in der Mitte des Bildes einige Autos (der Startpunkt). Von der Spitze konnte ich über den Grat auf einige andere Bergzipfel gehen und die Aussicht in den Park geniessen. Ein ziemlich erhabenes Gefühl.
Der Himmel war weiterhin sehr grau, sodass ich entschied lieber die Schweizer auf dem Campingplatz aufzusuchen, anstatt eine äusserst kalte und aufregende Nacht auf dem Berg zu verbringen. In dem Moment, in dem ich wieder auf die Strasse getroffen bin hat der Regen wieder eingesetzt und er sollte bis spät Nachts auch nicht mehr aufhören. Alles richtig gemacht. Die Gefahr auf einen Grizzly zu treffen ist auf dem Berg relative gering. Momentan ernähren sich die Bären hauptsächlich von Wurzeln und befinden sich daher in unmittelbarer Nähe der Flussbetten. Da muss es ganz schön viele leckere Wurzeln geben damit sich so ein 500kg Brummer alleine von Wurzeln ernähren kann…
Die Schweizer haben mich mit offenen Armen für den Abend in ihren Camper aufgenommen (ich bin immer noch sehr dankbar sie getroffen zu haben). Am nächsten Tag habe ich sie dann auf einen anderen Berg (Pimrose Ridge, ca 5’000 Fuss) im Park geführt mit deutlich mehr Höhenmetern, aber auch mit deutlich einfacherem Aufstieg (kein Wald und wenig Gestrüpp). Ich hatte endlich jemanden mit dem ich Alaska erkunden konnte und sie wären ohne mich nicht in die Wildnis gewandert. Win Win also. Die Wanderung war wundervoll, ebenso wie die Unterhaltungen und das Wetter.
Auch den zweiten Abend und den 3ten Tag im Park habe ich mit ihnen verbracht. Ich hoffe bald wieder solche Leute zu treffen, den sie sind leider in entgegengesetzter Richtung unterwegs. Alles gute euch!
Jetzt bin ich in Fairbanks angekommen und muss feststellen, dass es oben im Norden nicht wirklich viel zu besichtigen gibt. 100km nördlich von hier fängt die Schotterstrasse zur Arktis an und die werde ich mit meinem Mietauto wohl nicht angehen. Mal sehen wo es mich hintreibt. (Die Gallerie enthält diesmal noch ein paar nicht im Blog wiederzufindende Bilder).