Über Panama nach Kolumbien
Panama City ist eine wilde Mischung. Es gibt eine sehr schöne Altstadt mit Kolonialbauten und langer Geschichte, es gibt eine unglaubliche Skyline und es gibt die “Häuser” mit Wellblechdächern. Alles schön voneinander getrennt. Das stimmt nicht so ganz, denn die Hochhäuser scheinen so langsam in die anderen Bezirke reinzuwachsen. Panama hat zwar eine Steuerrate von 25% für Unternehmen, allerdings nur auf Geschäfte innerhalb von Panama. Alle Geschäfte, die über Panama abgewickelt werden, aber grundsätzlich im Ausland stattfinden, sind steuerfrei. Geld kann unlimitiert nach und aus Panama fließen und die Währung des Landes ist USD. Das macht das Land natürlich attraktiv. Ebenfalls gibt es ein strenges Bankengeheimnis und nur ein Gericht in Panama kann entscheiden, ob etwas offen gelegt werden muss oder nicht. Selbstverständlich müssen die Namen von Unternehmern nicht gelistet sein, also kann jeder anonym Unternehmen führen und muss nichtmal vor Ort sein. Ideales Konzept. Da dies jede Bank und jedes globale Unternehmen anspricht, gibt es einen riesen Dienstleistungssektor von Anwälten, Beratern, Steuerexperten etc., um den Unternehmen zu helfen, über Panama Geschäfte abzuwickeln, von denen niemand etwas erfährt. Diese Dienstleister zahlen alle Steuern und schon hat Panama Einkünfte und Arbeitsplätze geschaffen. Panama gewinnt solange, bis jemand das Geheimnis aufdeckt und es Panama Papers nennt… obwohl, hat sich seither etwas geändert? Ich glaube nicht, da fällt mir ein, wer war nochmal dieser Snowden? Geld schafft die Weltmacht…
Anyway. Die Altstadt von Panama hat uns gut gefallen, der Rest eher weniger.
Die Museen sind nicht wirklich attraktiv für jemanden ohne Spanischkenntnisse (Melanie: auch nicht für jemanden mit Spanischkenntnissen) und so konnte ich auch im Panamakanalmuseum nicht viel lernen. Der Ursprungs des Kanals war wohl 1534, als ein spanischer König den Seezugang nach Peru untersuchen wollte. Dabei muss man wissen, dass die Entdeckung Amerikas ja darauf zurück geht, einen Seeweg von Europa nach Asien zu finden. Amerika stellte anfangs ja eher ein Hindernis als ein Ziel dar und schon damit wäre ein Kanal eine Abkürzung nach Asien gewesen. Umgesetzt wurde das Projekt von den Franzosen, die mit Kolumbien (damals war Panama ein Teil Kolumbiens) vereinbart hatten, den Kanal von 1881 bis ca. 1902 fertig zu stellen und dann betreiben zu dürfen. Die Franzosen wollten tatsächlich einen durchgehenden Kanal ohne Schleusen bauen, haben sich aber an einer Stelle, an der sie mehrere 100m tief buddeln mussten, leicht übernommen. Noch größere Probleme machte aber der Regenwald und der damit existierende Regen, sowie die tropischen Krankheiten. Nach mehreren Anläufen und dem Übergang zu einem Kanal mit Schleusen ging letztendlich das Geld aus und der Kanal wurde Kolumbien überlassen. Die USA haben gemerkt, dass dort etwas günstig zu haben ist. Sie haben dann Panama zur Unabhängigkeit von Kolumbien verholfen und im Gegenzug das Projekt der Franzosen übernommen. Da diese ihre getane Arbeit einfach liegen gelassen haben (unter anderem Konstruktionsarbeiten von Herrn Eifel), war es relativ einfach, das Projekt mit ausreichend Arbeitern aus Afrika fertig zu stellen. Heute ist der Kanal 80km lang und ein weiterer Grund für die starke Wirtschaft in Panama City.
Panama hatten wir nur angesteuert, da wir über die San Blas Inseln nach Kolumbien segeln wollten, weshalb wir Panama nur 2 Tage besichtigt haben.
Der Segeltrip begann mit reichlich Aufregung und wenig Segeln. Ein Sturm war prognostiziert, weshalb wir die ersten 24h im Hafen Puerto Lindo vebracht haben. Das hatte auch etwas Positives, denn erst kurz vor der Abfahrt bemerkten wir einen blinden Passagier: eine Boa Constrictor, die wir zum Glück noch rechtzeitig vom Boot scheuchen konnten.
Den Tag im Hafen haben wir auf einer Insel verbracht mit dem ausgefallenen Namen La Isla Grande. Dort gab es nicht wirklich viel zu entdecken abgesehen von einem verrosteten Leuchtturm, der eine tolle Aussicht bot.
Leider war der Aufstieg und Abstieg eher rutschig, sodass ich trotz ausgezogener Flip Flops bald auf dem Hosenboden saß und neben mir nur ein Klirren vernahm, nämlich als die Kamera auf dem Boden aufschlug. Während ich mit der Hand in den Scherben landete ging ein wahrer Schock durch meinen Körper. “Bitte nur das unendlich teure und gerade neu gekaufte Objektiv”, habe ich gedacht. Ich hatte sogar noch mehr Glück. Es ist nur der Filter zersplittert und der Rest der Kamera scheint unbeschadet. Glück im Unglück.
Los ging es dann am Abend, sodass wir am nächsten Morgen bei den San Blas Inseln ankommen sollten. Auf dem Boot waren die Holländer Jelle, Jasper, Kim, Gus und Tessa und die Crew Jules, Natalia und Nene. Es scheint eine wahre Holländer-Invasion zu geben.
Bereits eine halbe Stunde nachdem wir aus dem Hafen ausgelaufen waren, hatte mein (=Melanies) Magen das Schaukeln bereits satt und ich entschied, mich sofort aufs Ohr zu hauen. Denn wer liegt, oder noch besser schläft, der wird nicht seekrank. Dank den Tabletten gegen Seekrankheit war ich auch sehr müde und wachte erst am Morgen wieder auf, als der Motor ausgemacht wurde. Ich sprang aus dem Bett (so gut das in der kleinen Kajüte möglich war) und spähte aus unserer Luke: Tatsächlich, da waren die lang ersehnten (und relativ teuer “erkauften”) Inseln von San Blas! Unser Captain war auch bereits daran, mit den Kuna unsere Einreise auf die Inseln zu regeln. Dazu musste er mit unserem motorisierten Beiboot auf eine der Inseln übersetzen. Zurück kam er dann rudernd, weil der Motor des Boots den Geist aufgegeben hat. Ein Motiv, das sich weiter durch unseren Segeltrip ziehen sollte (dazu später mehr…). Die Inseln gehören ja eigentlich zu Panama, aber sie gehören eben auch den Kuna, also den indigenen Bewohnern der Inseln. Ihnen muss der Reisende als Eintritt Geld bezahlen (und noch mehr Geld für jede weitere Insel). So wie ich es verstanden habe, leben die Kuna hauptsächlich vom Tourismus und vom Fischfang. Touristische Infrastruktur gibts allerdings auf den wenigsten der 360 Inseln, was natürlich auch den Reiz dieses Archipels ausmacht. Die Kuna leben in einfachen Hütten. Die wenigsten von ihnen gehen zur Schule, wo sie z.B. Spanisch lernen. Ihre Muttersprache ist eben Kuna, eine indigene Sprache.
Man kann diese Inseln auch auf einer Tagestour mit einem Speedboot besuchen. Dann darf man aber nur die paar Inseln betreten, die über eine touristische Infrastruktur verfügen, also man sieht dann nur die “Touri-Hotspots”, deshalb finde ich die Variante, die wir gewählt haben, besser. Unser Katamaran durfte zwar auch nicht jede beliebige Insel ansteuern, aber deutlich mehr als die Speedboote.
Wir schipperten drei Tage voller Sonnenschein auf einem äusserst ruhigen karibischen Meer zwischen den Inseln umher. Gegessen und geschlafen haben wir dabei immer an Bord. Dazwischen konnten wir entweder schwimmend oder mit dem nunmehr unmotorisierten Beiboot zu einzelnen Inseln übersetzen und diese erkunden. Zu erkunden gab es nicht so viel, alle sahen mehr oder weniger gleich aus: Schöne Strände, ein paar Hütten, erschreckend viel Plastikmüll, zahlreiche Palmen und Kokosnüsse. Letztere durfte man aber nicht einfach mitnehmen, auch sie waren Eigentum der Kuna.
Gelegeheiten zum Schnorcheln gab es auch einige, sowohl bei einem versunkenen Schiff, als auch bei Korallenriffen, die leider zum grössten Teil tot waren. Wir haben aber trotzdem schöne Fische gesehen und auch (wenn auch ein wenig aus der Ferne) einen Hai, den wir zuerst mit einem Delfin verwechselt haben. Auf den vermeintlichen Delfin sind wir freudig zugeschwommen, bis die Rufe der Kollegen auf dem Katamaran erklangen: “Guys, it’s a shark!” Zumindest ich bin dann nicht mehr zielstrebig weitergeschwommen, habe mich aber nachher darüber geärgert, da dieser Hai bestimmt ungefährlich war.
Am Abend des dritten Tages segelten wir dann los in Richtung Cartagena. 30 bis 50 Stunden sollte die Überfahrt dauern, und nach den Seekrankheitsgeschichten anderer Reisender hatte ich ehrlich gesagt wenig Lust darauf. Nach 10 Minuten wäre dann die Überfahrt auch fast schon vorbei gewesen, weil wir auf ein Riff aufsetzten. Panik brach aus bei der Crew! Gottseidank gelang es Jules, den Katamaran rückwärts wieder freizubekommen. Er wählte dann klugerweise eine andere Route. Nach der ersten Nacht segelten wir am nächsten Tag prompt in einen Sturm. Wieder kurze Panik bei der Crew, die darum kämpfte, das Segel rechtzeitig einzuholen. Währenddessen kämpfte ich mit meinem Magen. Gegen Abend hatte ich mich dann aber wieder gefangen und der Rest der Überfahrt verlief angenehmer. Das Meer war ruhig, da es auch kaum Wind hatte. Günstig für meinen Magen, schlecht aber für die Geschwindigkeit unseres Segelbootes. Inzwischen hatte nämlich auch der eine Motor des Katamarans den Geist aufgegeben. So tuckerten wir mit nur noch einem Motor und ohne Wind mit etwa 6km/h über den Ozean, Land war weit und breit keins in Sicht. Dafür Delfine! Eine ganze Gruppe schwamm zehn Minuten vor unserem Boot her, als würden sie mit uns um die Wette schwimmen.
Wir vertrieben uns die Zeit mit Lesen, Schlafen, Essen und Kartenspielen. Die Holländer haben uns ein paar lustige Spiele beigebracht.
Nach einer schlussendlich sogar über 50 stündigen Überfahrt liefen wir in der dritten Nacht um 4 Uhr morgens in den Hafen von Cartagena ein. Ich war sehr glücklich, dass diese Überfahrt ein gutes Ende genommen hat und werde so bald keinen Fuss mehr auf ein Segelschiff setzen. Die Reise hat sich aber dennoch gelohnt und war ein tolles Erlebnis, die Inseln waren wunderbar und wir waren in bester holländischer Gesellschaft.
Das erste, was wir von Cartagena zu Gesicht bekamen, war eine doch recht beeindruckende Skyline. Und das erste, wonach ich mich sehnte, war eine ausgiebige Dusche. Also nichts wie los zu unserem Hotel.
Super geschreiben, und ich kann eure Reise doch schon jetzt mit eurem Link, den Rudolf mir geschickt hatte, mitverfolgen.