Ecuador

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Unsere Einreise nach Ecuador verlief eher beschwerlich. Die Grenzkontrollen wurden aufgrund der Situation in Venezuela sehr verschärft. Zudem mussten wir dreimal den Bus wechseln, wobei wir jedes Mal aufs Neue kontrolliert wurden, inklusive unserem Gepäck. Die Militärs mit dem Gewehr am Anschlag vermittelten dabei ein etwas mulmiges Gefühl, obwohl man als Europäer nichts zu befürchten hat.
Nach einer 24-stündigen Reise kamen wir schliesslich erschöpft in Quito an, wo uns deutlich kühlere Luft entgegenschlug. Quito liegt auf 2850 Metern und darf sich als höchste Hauptstadt der Welt bezeichnen. Just mit unserer Ankunft setzte auch der Regen ein, der erste nach dreimonatiger Trockenheit. Im Gegensatz zu den Bewohnern Quitos freuten wir uns nicht so wirklich darüber.
Nach einer erholsamen Nacht machten wir uns am nächsten Tag auf, die Stadt zu erkunden. Und wie das bei uns Gewohnheit ist, machten wir eine Free Walking Tour. Die Tour hat uns nicht so begeistert und war auch wenig informativ, allerdings gab es einige kostenlose Kostproben: Ecuadorianisches Eis, Süssigkeiten mit Schnaps oder auch Schokolade. Zwei Auffälligkeiten: 1) Die Ecuadorianer essen am liebsten puren Zucker und 2) wenn die Produkte auf Gringos abzielen, sind die Preise unverschämt hoch. Zum Glück schien an dem Tag bereits wieder die Sonne, und so machte die Plaza Grande in Quitos Altstadt ein schönes Fotomotiv her.

Es gibt hier überhaupt einige schöne Kolonialbauten, nette Cafes, freundliche Menschen und sehr viele Kirchen. Besonders gut gefallen hat uns die gothische Basilika, die etwas an die Notre-Dame in ihrem alten Zustand erinnert.

Sie ist aber noch nicht einmal 100 Jahre alt. Hat man einen ihrer Türme erklommen, geniesst man einen phantastischen Blick auf Quitos Altstadt und kann zudem die Dimensionen dieser Stadt erahnen. Die Gargoyles der Kirche sind nicht wie üblich hässliche Teufelskreaturen, sondern die Tiere Ecuadors.

Quito ist sehr gross, wohl nicht nur aus Sicht einer Schweizerin. Knapp drei Millionen Menschen leben hier.
Die Fahrt mit dem Teleferico (Gondelbahn) auf einen der Hügel der Stadt haben wir uns erspart, nachdem wir die Touristenschlange vor dem Fahrkartenschalter erblickt haben. Stattdessen beschlossen wir, unser Outfit klimatechnisch zu optimieren und tingelten von Outdoorshop zu Outdoorshop, wobei wir erst im letzten fündig wurden.

Es scheint so, als hätten wir während unseres dreitägigen Aufenthalts in Quito nicht wirklich viel unternommen. Das mag daran liegen, dass wir auch viel Zeit damit verbracht haben, unseren bevorstehenden Galapagos-Aufenthalt zu planen. Ewig haben wir hin- und her überlegt, ob wir die Inseln auf eigene Faust erkunden oder eine Kreuzfahrt buchen sollten. Nach einer Beratung bei einer Reiseagentur entschieden wir uns für die Kreuzfahrt, da man viele Orte der Inseln sonst gar nicht besichtigen kann. Uns wurde auch ein akzeptables Lastminute-Angebot unterbreitet (für alle, die die Galapagos auch auf der Liste der Reiseziele haben: auf keinen Fall zu früh eine Kreuzfahrt buchen!). Wir entschieden uns noch für einen kurzen Abstecher in Richtung Süden, bis es dann in fünf Tagen auf die Galapagos gehen würde.
Mit dem Bus gelangten wir nach Latacunga, von wo aus wir eine zweitägige Wanderung zum Kratersee von Quilotoa unternehmen wollten. Diese Wanderung ist sehr populär und wird normalerweise in drei Etappen gemacht, aber weil wir etwas unter Zeitdruck standen, legten wir Etappen eins und zwei zusammen und wanderten am ersten Tag gut 22 Kilometer und ein paar hundert Höhenmeter durch die schöne, wenn auch karge Landschaft der Anden.

Im Hostel angekommen ging es mir dann leider immer schlechter (ich muss etwas falsches gegessen haben), und am nächsten Tag war ich überhaupt nicht in Wanderlaune. Glücklicherweise gab es auch einen Bus hoch zum Kratersee, und nachdem mir einheimische Frauen einen ziemlich ekelhaften, angeblich aus Zwiebelwurzeln bestehenden, aber sehr hilfreichen “Tee” gebraut hatten, fühlte ich mich immerhin zur Busfahrt instande. Oben angekommen (Quilotoa liegt auf knapp 4000 Metern) warfen wir einen raschen Blick auf den Kratersee, während uns der Wind um die Ohren pfiff.

Ich war dann ehrlich gesagt glücklich, wieder zurück in Latacunga zu sein, obwohl dort gerade das Fest der “mama negra” in vollem Gange war (nicht gerade die Kulisse, die ich mir zur Erholung gewünscht hätte). Das Fest ist wie europäischer Karneval und es wird zu Ehren der “Virgen de la Merced” gefeiert, dank welcher der Ausbruch des Cotopaxi 1742 ausschließlich für Latacunga glimpflich verlaufen sein soll. Alle anderen Dörfer wurden weitestgehend zerstört. Die Mama Negra wurde auf einem Pferd durch die Stadt geführt, direkt neben den Opfergaben: Schwein, Huhn und Meerschweinchen (letzteres eine Essensspezialität in Ecuador) und Schnaps.

Am nächsten Tag fuhren wir nochmals etwas weiter in den Süden nach Baños, DAS Paradies Ecuadors für Outdooraktivitäten und vielleicht daher nicht unbedingt geeignet für zwei angeschlagene Europäer mit Magenproblemen (Timo hatte es in der Zwischenzeit auch erwischt).

Eines der vielen Thermalbäder

So liessen wir es dort ruhig angehen und verzichteten schweren Herzens auf die coolen Aktivitäten wie Rafting oder Canyoning, gönnten uns stattdessen eine Massage, schaukelten hoch über Baños durch die Lüfte

und mieteten uns zwei Fahrräder, um zum tosenden Wasserfall “Pailón del diablo” zu gelangen.

Bei der Besichtigung wurde man ziemlich nass

So haben wir unseren Aufenthalt an diesem touristischen Ort dennoch genossen und auf dem Rückweg zeigte sich uns der Cotopaxi in schönstem Licht, so dass wir uns ein bisschen versöhnt mit diesem Vulkan fühlten (eigentlich hätten wir ihn nämlich besteigen wollen, liessen es dann aber aufgrund unserer körperlichen Verfassung bleiben- auf knapp 6000 Höhenmetern kann einem auch in gesundem Zustand schon mal die Luft ausgehen).

Insgesamt kommt uns Ecuador so vor, als wären wir dem Land nicht gerecht geworden. Wir haben zu wenig unternommen, allerdings war Timo mit der Ankunft erkältet, dann gab es die Lebensmittelvergiftungen, und seit diese vorbei sind, habe ich die Erkältung übernommen. Da wird das Rucksackreisen auf einmal schwierig und umso anstrengender. Nächster Stop Galapagos, ein Traumort für jeden Fotografen, im nächsten Eintrag

Blumen aus Banos