Peru 2

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Peruanische Flagge neben der von Cusco

Cusco hat alles, damit man sich wohl fühlt und gerne länger an diesem Ort verweilen möchte. In der Altstadt befinden sich pittoreske Plätze, wunderschöne Häuser, enge Gassen, leckere Restaurants, alles gespickt mit ganz viel lokalem Charme, trotz der vielen Touristen, die sich hier aufhalten. Die Inka nannten die Stadt in Quechua “Qosqo”, laut einer Quelle bedeutet der Name “Nabel der Welt”. Die Spanier gelangten 1533 unter dem Kommando Francisco Pizarros in eben dieses Zentrum des Inkareichs, getrieben vom Hunger nach Gold und Macht. Nicht einmal ein Jahr später befand sich der Ort bereits unter spanischer Herrschaft.

Ein Jungengymnasium (ritten auf Eseln zur Schule und gründeten den größten Fussballverein von Cusco)

In Cusco trafen wir auch wieder auf Anna und Henrique, mit denen wir den Salkantay-Trek zum Machu Picchu in Angriff nehmen wollten (der bekanntere Inkatrail ist total überlaufen und ausgebucht), und mieteten gemeinsam ein Appartment. In den nächsten beiden Tagen organisierten wir das Trekking (es gibt unzählig viele Touranbieter, von sehr günstig bis unverschämt teuer, und erstaunlicherweise alle mit Nulltoleranz zum Verhandeln des Preises) und erkundeten Cusco und die Umgebung der Stadt. Eine Tour führte uns zu vier sehr nahe gelegenen Inka-Ruinen. Leider fehlte bei allen jegliche Information, so dass man sich nur zusammenphantasieren konnte, welchen Zweck die einzelnen Stätte einst erfüllt haben mochten. Aber ehrlich gesagt weiss ich nicht, ob ein Guide mit mehr gesicherten Informationen hätte aufwarten können. Die Inka scheinen nach wie vor eher schlecht erforscht zu sein, und im Internet liest man teils sehr divergente Theorien über den einstigen Nutzen der Bauwerke, die wir gesehen haben.

Beeindruckende und erdbebenfeste Bauweise

Nach langem Hin- und Her entschieden wir uns schlussendlich für eine eher günstige Trekkingvariante: 5 Tage und 4 Nächte für 290 Dollar pro Person, alles inklusive. Am Abend bevor es losgehen sollte trafen wir unseren Guide und die gesamte Trekking-Gruppe: 16 Personen, genau das uns versprochene Maximum. Wir erhielten einen Dufflebag, den wir mit max. 7kg vollstopfen konnten und der entweder per Pferd oder Auto transportiert werden würde. Frühmorgens ging es dann los, der Wecker klingelte um halb 4. Mit dem Bus fuhren wir nach Challacancha, wo die Wanderung beginnen sollte. Am ersten Tag stiegen wir hoch zur Lagune Humantay. Viele Mineralien ermöglichen ein Wachstum grüner Algen, die im See ein wunderbares Farbenspiel ergeben.

Unser Guide vollführte dann eine kleine Inka-Zeremonie, um die Naturgewalten gnädig zu stimmen, und verscharrte dabei mehrere Kokablätter und einige Kokabonbons, die ich grosszügig zur Verfügung gestellt habe. Na dann kann ja nichts mehr schief gehen…
Die Nacht verbrachten wir auf 4200m in kleinen Strohhütten, die uns immerhin vor dem eisig kalten Wind schützten.

Im wunderschönen Licht des Sonnenuntergangs sahen wir dann erstmals den sehr eindrücklichen, 6200m hohen Salkantay, für die Inka der “unbezähmbare Berg”, der anscheinend noch nie bestiegen wurde.

Unsere Wanderung sollte uns in den nächsten Tagen über den Salkantay-Pass um den Berg herum bis mehr oder weniger direkt nach Machu Picchu führen. Der Berg liegt im Süden von Machu Picchu und steht wohl in religiösem Zusammenhang mit dem Ort.
Am nächsten Tag mussten wir wiederum früh aufstehen, um wenn möglich vor den anderen Wandergruppen die Passhöhe auf 4600m zu erreichen. Dazu mussten wir eine steile Steigung bewältigen, welcher unser Guide den Namen “Gringo-Killer” verpasst hatte. Bis auf eine Person hat es unsere Gruppe aber erfolgreich bis zum Pass geschafft. Für den müden Wanderer stand für ein Entgelt das Pferdetaxi zur Verfügung. Oben angekommen genossen wir eine tolle Aussicht auf die Gletscher und eine etwas versteckte Lagune.

Dann hiess es, über 1000 Meter abzusteigen. Mitten im Abstieg setzte der Regen ein, passend zum plötzlichen Wechsel der Vegetation, die nun bereits urwaldähnlich war.

Nach 8 Stunden Wandern kamen wir dann etwas erschöpft, aber mittlerweile schon wieder trocken im zweiten Camp an, wo wir eine deutlich wärmere Nacht verbrachten.

Unsere Hütten unten rechts im Bild
Ein Traum könnte ich all diese Pflanzen im Garten anpflanzen

Am dritten Tag wanderten wir durch ein schönes Tal, immer einem Flüsschen entlang. Bereits am Mittag erreichten wir den dritten Campingplatz, wo es Hängematten und furchtbar viele Mücken gab. Nach dem Mittagessen trennte sich dann unsere grosse Gruppe auf. Die Hälfte hatte die 4-Tages Variante gebucht und zog weiter, wir aber blieben im Camp, verbrachten einen gemütlichen Nachmittag, fuhren gegen Abend zu heissen Quellen und tanzten bis in die Nacht ums Lagerfeuer.

Am nächsten Tag erschienen wir nicht ganz so pünktlich zum Frühstück wie üblich, aber wir schafften es doch, um 6.30 Uhr aufzubrechen. Wir überquerten den Berg Llactapata, von dessen Gipfel aus wir einen ersten Blick auf Machu Picchu in der Ferne erhaschen konnten.

In der Mitte des Bildes
Echter Nebelwald

Der Tag endete dann mit einem schier endlosen Marsch inmitten zahlreicher anderer Wanderer entlang der Zuggleise nach Aguas Calientes (kurioserweise sind überall Schilder aufgestellt, man solle sich nicht in Gleisnähe bewegen, aber es gibt keinen anderen Weg). Aguas Calientes ist der Ausgangspunkt für alle Ausflüge nach Machu Picchu, und man erreicht dieses touristische und eher hässliche Städtchen nur per Zug oder zu Fuss.

Unser Machu Picchu Ticket war auf 6 Uhr ausgestellt, sodass wir pünktlich um 4.40 Uhr morgens in einer langen Schlange Gringos an dem Wächterhäuschen standen.

Magische Bilder schon beim Aufstieg

Um 5 Uhr öffneten die Pforten, und dank einer im gefühlten Galopp aufsteigenden Melanie erreichten wir die Tore von Machu Picchu (MP) an ca. zwanzigster Position kurz vor dem Eintreffen der Busse. Woher Melanie die Kraft genommen hat, nach 4 Tagen die ca. 700 Höhenmeter Steintreppe so hochzufliegen, verstehe ich bis heute nicht. Die 5 Minuten Vorsprung auf die Busse erwiesen sich allerdings als entscheidend, denn so konnte ich noch vor dem aufziehenden Nebel die ersten Bilder von MP schießen, der daraufhin für fast 2h unter einer wabernden Nebeldecke verschwand.

MP an sich sind schöne Ruinen, aber mehr auch nicht. Faszinierend ist vielmehr die Lage dieses Ortes. Die Berge sehen eher aus wie Felsen, die aus dem Meer ragen, und die Umgebung ist ein dichter Nebelwald. Über die Nutzung des Ortes bestehen mehrere Theorien, daher lasse ich lieber ein paar Bilder die Magie des Ortes wiedergeben. Defakto wurde er von den barbarischen, katholischen Spaniern nie entdeckt.

Jeder Stein wurde per Stein, Wasser und Holz “geschnitten”
Die Inkas hatten kein Eisen, nur Gold, Silber und Kupfer

Der Salkantay war ein wirklich schöner Trek, der besonders von der sich abwechselnden Landschaft geprägt ist. Aber auch die Gesellschaft von Anna und Henrique sowie der beiden lieben Spanierinnen Alba und Monica haben ihn zu einem schönen Erlebnis gemacht.

Zurück in Cusco haben wir uns eine Massage gegönnt, wobei “gegönnt” bei einem Stundenpreis von 9 CHF wohl der falsche Ausdruck ist. Nach einem Ruhetag ging es zum Rainbow-Mountain, dem dank Instagram wohl meist gehyptesten und nach MP meist besuchten Ort Perus. Die Besuchermassen konnten den wunderbaren Ort aber nicht entzaubern. Es liegt gar nicht unbedingt am Rainbow Mountain (eigentlich Vinicunca genannt), sondern an der Umgebung, die man von dem Aussichtspunkt auf 5080m bestaunen kann.

Ein paar Adler haben den Moment noch verschönert und prachtvolle Fotomotive ergeben.

Der mächtige Ausangate

Neben dem Rainbow Mountain befindet sich das Red Valley, die ursprüngliche Touristenattraktion bevor der Rainbow Mountain vor ca. 4 Jahren von seiner Schneedecke befreit wurde.

Hier mal ein Bild der Besuchermassen. Es kommen wohl bis zu 3000 Menschen am Tag.

Viele lassen sich davon abschrecken und lassen den Ort aus oder versuchen alternative Routen. Allerdings verpassen diese einen der schönsten Flecken Südamerikas, weil alle nur das eine Bild kennen (hier mal instagrammässig bearbeitet) und über die Umgebung nichts berichtet wird.

So auf allen Prospekten zu finden

Insgesamt ist Peru das Land der Welt, an dem am meisten Menschen an Orten zu finden sind, wo sie nicht hingehören. Etliche übergewichtige Leute sitzen hechelnd auf dem Boden oder auf dem Rücken armer Pferde mit dem Ziel, der Höhenluft Herr zu werden. Da es in Peru keine Gondeln oder Züge gibt, werden viele Leute übermütig und landen (bestenfalls) in den Krankenhäusern.

Den letzten Cuscotag haben wir in einem nahen Dorf verbracht, in dem uns die Kunst der Alpakawolle näher gebracht wurde (just in diesem Moment fahren wir im Bus an Hunderten Alpakas vorbei, die in den Hochebenen grasen). Es ist schön zu sehen, wie natürlich das Spinnen und Weben hier abläuft und die Färbung ausschließlich mit natürlichen Farben vorgenommen wird (rote Farbe wird zum Beispiel von Läusen, die auf Kakteen leben, gewonnen).

Ebenfalls sind wir zu einer Salzquelle gefahren, bei der salziges Wasser aus dem Berg austritt und in unzähligen Becken der Sonne zum Verdunsten präsentiert wird.

Die letzte Handlung in Cusco war, ein Paket nach Hause zu schicken, in dem sich auch mein Teleobjektiv befindet. Die Tierfotos werden daher im folgenden weniger spektakulär ausfallen.

Letzter Stopp in Peru ist Arequipa und Umgebung, wo wir mit dem Nachtbus hingelangten. Arequipa wird auch “ciudad blanca” genannt, da viele Gebäude aus hellem Vulkangestein errichtet wurden. In ihrem Herzen befindet sich die wunderschöne Plaza de Armas mit einer imposanten Kathedrale (die wir leider nicht besichtigen konnten, da kurze Hosen nicht den Tenuevorschriften entsprachen und alle unsere langen Hosen an dem Tag in der Wäsche waren). Besonders schön ist allerdings die Umgebung der Stadt: Sie liegt am Fusse dreier Vulkane und wurde daher schon oft von kräfigen Erdbeben heimgesucht.

Vulkan Misti

In Arequipa besuchten wir ein sehr altes Frauenkloster, welches anfänglich von reichen, spanischen Frauen gestiftet und bewohnt wurde. Heute leben nur noch 21 Nonnen in dem ursprünglichen, mal über 300 Menschen beherbergenden Komplex. Der größte Teil ist nun ein Museum:

Die Wäscherei des Klosters für die Dienerschaft

Von Arequipa aus unternahmen wir eine dreitägige Trekkingtour in den Colca-Canyon, wiederum in Begleitung alter Bekannter von den Galapagos, diesmal das schweizer Pärchen Sandrine und Basil.

Entgegen der schweizerischen Wandergewohnheit mussten wir logischerweise erst über 1000 Meter absteigen, um sie dann zwei Tage später wieder hochzukraxeln. Begonnen hat unser Ausflug um 3 Uhr nachts (eigentlich um halb 4, und mitten in der Nacht ist eine halbe Stunde Verspätung eher ärgerlich). Bevor wir zum Startpunkt der Wanderung gelangten, legten wir noch einen Zwischenstopp am Aussichtspunkt “Cruz del Condor” ein, und wie der Name schon sagt, bekamen wir dort den Nationalvogel Perus zu sehen, der majestätisch durch dur Lüfte glitt (etwas weniger majestätisch wirkt der Andencondor, wenn man bedenkt, dass er gar nicht wirklich fliegen kann, sondern auf die thermischen Winde angewiesen ist, um dahingleiten zu können).

Andenkondor, der zweitgrößte Flugvogel der Welt

Bald darauf begannen wir dann den Abstieg durch die anfangs eher unspektakuläre Landschaft des Colca Canyons.

Kurz vor unserer Lodge trafen wir auf ein altes Fraueli, das uns am Weitergehen hindern wollte und behauptete, dies sei ein Privatweg, wir müssten Wegzoll bezahlen oder einen Umweg nehmen. Natürlich war das geflunkert, wie uns der Lodgebesitzer später erzählte. Die Peruaner belügen Touristen des öfteren, um das Geld in die eigene Tasche zu stecken, und das für mich Unverständliche dabei ist, dass es sie nicht interessiert, ob dabei ihre Landsleute finanzielle Einbussen erleiden (in diesem Fall der Lodgebesitzer). Die Kolibrilodge war eine herrliche Unterkunft mit Zimmern wie in einem Zermatter Bergchalet (wenn man mal ausser acht lässt, dass sich die Badezimmertür nicht schliessen lässt, weil sie nicht in den Rahmen passt), und das Beste war, dass den ganzen Tag lang Happy Hour war. Wenn schon um 14 Uhr der erste Mojito auf dem Tisch steht, lässt es sich doch gut wandern.

Am nächsten Tag ging es dann flach bis mässig ansteigend durch den Canyon weiter, und die Landschaft gefiel uns schon deutlich besser, weil der Blick auf die gegenüberliegende Canyonseite schöner war.

(Einschub: Der Colca Canyon und sein Nachbar sind offiziell die tiefsten Schluchten der Welt mit Tiefen von über 3000m. Direkt nach der Ankunft kam bei mir aber die Frage auf: Was ist der Unterschied zwischen Schlucht und Tal? Angeblich gibt es keine genaue Definition, sondern ein Tal geht mit zunehmendem Gefälle in eine Schlucht über und bei vertikalen Wänden wird es Klamm genannt. Für mich nicht zufrieden stellend, liebe Geomorphologen. Für mich ist der Colca Canyon ein Tal, denn an beiden Seiten ragen Berge in die Höhe und der tiefste Punkt der Schlucht wird zwischen zwei Bergspitzen gemessen, dies scheint doch eher willkürlich. Ein Tiefenvergleich mit dem von mir gerade durchstiegenen Grand Canyon, der aus einer mehr oder minder flachen, auseinander gerissenen Hochebene besteht, ist für mich daher nicht möglich und die Faszination der Schlucht an sich ist im Colca um ein Vielfaches geringer.)

Die Schönheit des Colca Canyon ergibt sich aus den Wasserquellen am Fusse des Tals. Karge und trockene Talwände werden für wenige hundert Meter zu einem grünen Dschungel, um kurz darauf wieder im Staub zu verblassen. Die Menschen haben über hunderte Jahre diese Quellen umgeleitet und so entstehen größere Flächen, die landwirtschaftlich nutzbar sind. Avocado-, Orangen-, Feigen- und Mangobäume werden von Bienen und Kolibris bestäubt.
Hier das beeindruckenste Beispiel der Oase Sangalle:

Die heißen Quellen an Tag zwei der Wanderung waren leider eher enttäuschend. Über einen Schlauch wurde das Wasser aus einer weit entfernten Quelle in einen Pool geleitet und hatte nur lauwarme 30 Grad. Als ich nach natürlichen Quellen unten am Fluss fragte, reagierte der Besitzer sehr verärgert und bot uns die Stornierung an. Anscheinend war er sich selbst seines enttäuschenden Angebots bewusst.
Einen Kilometer flussaufwärts (Aufstiegstag) sieht man kochendes Wasser im Fluss brodeln, was zeigt, dass es entgegen der Aussagen doch schönere Quellen gibt.

Der Weg hinauf war ziemlich steil und brachte uns bei ca. 1300 Höhenmetern und knallender Sonne ganz schön ins schwitzen. Mit den 1700 Höhenmetern bei ca. 40 Grad und der staubigen Luft im Grand Canyon ist dies aber nicht zu vergleichen.

Nach einem Ruhetag zurück in Arequipa, an dem wir die von den Inkas auf einem Berggipfel geopferte und durch das Eis dort oben über 500 Jahre perfekt erhaltene 13-jährige Juanita besucht haben (Kinderopfer an die Götter waren bei den Inkas verbreitet und Juanita ist leider kein Einzelfall), entschlossen wir uns, über den Titicacasee in Richtung Bolivien aufzubrechen. Die Unruhen in Bolivien lähmen weite Teile des Landes und Dynamit ist bei den Demonstrationen keine Seltenheit. Es verspricht also spannend zu werden.

One Reply to “Peru 2”

  1. Beautiful, lot of memories for us too. It’s a pity that you did not visit the church and especially the museum of the church in Arequipa, but you saw a lot that we couldn’t do.

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