Mit zwei tägiger Verspätung nun Blog Nr. 7
Lausanne hat den ganzen November kaum eine Wolke gesehen und sieht seit Anfang Dezember nicht viel, abgesehen von Regenschleiern UND weißen Bergspitzen. Nachdem ich täglich auf Regen gehofft habe und mich täglich meine meteorologischen Fähigkeiten im Stich gelassen haben, war es endlich so weit. Ich sitze in General Relativity und draußen wird es langsam duster. Ich tippe meiner Nachbarin auf die Schulter und zeige mit einem breiten Lächeln zum Fenster. “Oh No” ist die Antwort, denn auch sie hat verstanden, dass der Timo seinen Willen bekommen wird. Zwei Stunden später sitze ich auf dem Rad auf dem Heimweg und es schüttet in Strömen. Ich fahre langsam, genieße jeden Tropfen der mir ins Gesicht prasselt und träume vom Schnee. Es hat geschneit, natürlich ist der Schnee geschmolzen bis er unten in Lausanne angekommen ist, aber ich bin mir sicher, dass was mir gerade die Wangen hinunterläuft, das war mal Schnee.
Jetzt ist es hier fast nordisch geworden. Der Wind pfeift ab und zu und die Wellen schlagen ans Ufer.
Auf meinem Uniweg bin ich das ein oder andere mal von den zerschellenden Wellen nassgespritzt worden. Meine Hose ist häufig voller Sand, weil der Wind den Strand auf mich und mein Fahrrad schleudert. Mir gefällt das. Das nordische gefällt mir sowieso gerade ganz gut… Durch das schlechte Wetter ist natürlich das Ende meiner Wanderzeit eingeläutet worden, dass ist ein wenig Schade, aber dafür gibt es nun guten Ersatz. Das erste wanderfreie Wochenende seit einigen Wochen bin ich mit einer großen Gruppe nach Montreux gefahren zum Weihnachtsmarkt.
Der angeblich schönste Weihnachtsmarkt der Schweiz. Sicherlich bin ich mit gedämpften Erwartungen angereist. Der weihnachtsmarktverwöhnte Deutsche kann sich nur schwer vorstellen, dass ein ausländischer Weihnachtsmarkt mit den wunderbaren Deutschen mithalten kann. Wenn ich nur an Bonn oder Aachen gedacht habe wurde mir schon klar, Montreux wird trotz der Berge und dem See nicht schöner sein. Tja, Montreux hat meine Erwartungen übertroffen. Es war ein schöner Markt mit vielen Essensständen und allerlei Kram. Man kann sogar sagen er war schöner als der in Karlsruhe. Dazu muss man wissen dass der Karlsruher Weihnachtsmarkt bestimmt einer der ungemütlichsten Weihnachtsmärkte Deutschlands ist 🙂 Um der ganzen Ironie ein Ende zu setzen: Es war ein netter kleiner Markt, der allerdings wegen fehlendem Zusammenhalt keine Stimmung aufbauen konnte. Hier und da ging eine Strasse durch, oder ein Haus stand direkt zwischen zwei Ständen. Für einen guten Weihnachtsmarkt benötigt man eben einen großen Marktplatz.
Da es am Sonntag ebenso verregnet war wie in den folgenden Tagen habe ich meinen Tag in der Sporthalle verbracht. Nachdem ich mich 2h im Fitnessstudio verausgabt habe ist doch tatsächlich Victor (der internationale Schweizer von der Gletscherwanderung) zum Basketballspielen vorbei gekommen. Ich habe hier schon mit vielen Leuten über Basketball geredet und mir haben schon viele Leute gesagt, sie wären gute Basketballer. In Wirklichkeit sah die Welt dann doch anders aus. Victor hat gehalten was er versprochen hat. Vom Krafttraining ziemlich geschlaucht habe ich noch 1,5h mit ihm gespielt und die letzten 30 Minuten waren nur 1 gegen 1. Ich liebe es ja mich zu verausgaben, aber dass hat mich wirklich an meine Grenzen gebracht. Zehn Minuten lang lag ich nach dem letzten Spiel auf dem Boden und habe mich gefragt, ob ich kotzen muss wenn ich mich aufrichte. Den ganzen Sonntag Abend war mir schlecht aber es war es wert 😀 Dieses Gefühl bis zum Umfallen gekämpft zu haben fasziniert mich. Es liegt wohl eindeutig an den Genen meiner Familie. Ich habe mir fest vorgenommen im März die 20km von Lausanne zu laufen. Dabei geht es vom See zur Kathedrale und zurück mit insgesamt 400 Höhenmetern. Mal schaun wie das wird, vielleicht schaffe ich es ja auch mich mal für einen Marathon zusammenzureißen. 3,5h auf die Zähne beißen und rennen kann ja nicht so schwer sein. Wenn da nicht das Training wäre…
Ebenfalls sportlich verlief auch das vergangene Wochenende. Nachdem es die Woche durchgeregnet hatte, waren Samstag und Sonntag kaum Wolken am Himmel und somit war das Alpenpanorama von Zinal wirklich prächtig. Meine ersten 2 Tage im Schnee für die Saison 11/12. Mit vielleicht 50 Leuten ging morgens früh mit dem Bus nach Zinal. Die Taschen wurden im Haus abgelegt, auf dem Flur wurde sich umgezogen und dann ab auf den Berg. Von den angeblichen 60 cm Schnee war nicht viel zu sehen und es waren nur drei Lifte geöffnet. Ich habe mich aber wirklich nicht beschwert, da es noch 10 Tage früher eine grüne Wiese war. Also Brett gepackt und hoch:
Achja, das Brett war das neue Pantera. Doch dem Pant(h)er(a) sind ziemlich schnell die Krallen gestutzt worden. Ich habe die Lage nicht besonders gut eingeschätzt, bzw ich war einfach zu euphorisch meine Tiefschneegottheit auszuprobieren. Ich bin über den ganzen Bergrücken gelaufen um an den Nordhang zu kommen, an dem doch hoffentlich mehr Schnee liegen geblieben ist, als an den anderen Stellen. Es war auch schöner Schnee da, allerdings war er so frisch, dass er keinen Schutz vor Steinen gab. Zweimal habe ich einen getroffen und zweimal ist mir der Schmerz bis ins Herz gestoßen. Jetzt werde ich mein Brett Weihnachten mit nach hause nehmen und auf die Wunderhände meines Bruders hoffen. Falls er die Macken alle rausputzen kann, sei er gepriesen. So verblieb ich den Rest des Tages auf der Piste und am zweiten Tag habe ich mir Ski geliehen, da auch mein zweites Brett eine noch unreparierte Macke direkt an der Kante hat. Als cooler Snowboarder muss ich doch eingestehen, dass Skifahren seine Vorteile hat. Als am Sonntag die Pisten früh eisig wurden, war ich sehr zufrieden mit meiner Entscheidung. Mit zwei geschliffenen Racecarverkanten fliegt man durch das Eis wie Dortmund aus der Championsleague. So bin ich das eine oder andere Mal von ganz oben nach ganz unten gedüst, um mir im Lift 15 Minuten die Oberschenkel zu massieren. Richtig zu Boarden ist anstrengend, aber richtig Skifahren finde ich noch krasser.
Für diese Pistenverhältnisse werde ich mir wohl bald ein paar Skier zulegen. Es werden noch einige Skitage folgen diese Saison. Die nächsten zwei kommen Samstag und Sonntag auf den Gletschern des Diablerets Gebirges und das folgende Wochenende ist schon Weihnachten und am Wochenende darauf bin ich am Flumserberg. Es macht wirklich Spass zur Zeit in die nähere Zukunft zu gucken. Ich freue mich sehr auf meine Familie, allerdings auch sehr auf meinen besten Freund der mich über Silvester zu den netten Schweizer Mädels begleitet. Überhaupt wird der Silvesterurlaub glaube ich eine große Freude, vorrausgesetzt es schenit weiter. Aber der nicht vorhandene Meteorologe in mir sagt: Es werde schneien…
Da ich meine Kamera nicht mit auf die Piste nehme gibt es leider nur wenige Fotos dieses mal und auch vom nächsten Wochenende wird es keine Fotos geben. Wahrscheinlich ist dies der letzte Blog 2011, da ich mich mal so langsam an meinen Weihnachtsbrief setzen muss. So wünsche ich ein frohes Fest und dass ihr eine so schöne Zeit in euren Familien verbringt, wie ich es tun werde.