Pura vida- dass die Costaricenses, liebevoll auch “Ticos” genannt, voll und ganz nach diesem Motto leben, konnten wir schon bald feststellen. Überall begegnet man uns mit grosser Freundlichkeit, Stress und Hektik scheinen hier Fremdwörter zu sein. Nachdem wir unser Mietauto in Empfang genommen hatten, fuhren wir los in Richtung Monteverde mit einem kurzen Zwischenstopp in San Jose. Ich brauchte dringend einen Akkulader für meine Kamera, und wir wurden tatsächlich bald fündig.
Auf dem Weg haben wir direkt das erste unbekannte Tier entdeckt. Leider ist es uns vors Auto gelaufen. Während ich noch bremsen konnte, wurde es vom Auto auf der Gegenspur erfasst. Wir haben angehalten und den Verkehr aufgehalten. Ziemlich benommen lag der Nasenbär auf der Strasse und leider kam ein wenig Blut aus dem Mund. Was nun? Ich habe schon sinniert, wie ich das arme Tier umbringen könnte, um es zu erlösen, als es wieder ein wenig wacher wurde. Spätestens als ich es am Schwanz von der Strasse ziehen wollte, kam wieder Leben in den Körper. Letztendlich konnten wir es dazu bewegen, von der Strasse zu kriechen und bald darauf lief der Nasenbär in den Wald… hoffentlich hat er überlebt.
Monteverde ist ein Ort mitten im Regenwald oder Nebelwald (beide vorhanden). Wir hatten ein Zimmer bei Rene, einem Genfer, der vor einigen Jahren ausgewandert ist und jetzt viele lokale Familien unterstützt. Ihm gehört die Mehrheit an dem B&B und er trägt alle Investitionen, während die Familie, der das Haus gehört, von ihm lernt ein B&B zu führen. Ebenfalls unterstützt er eine Familie mit einer Kaffeeplantage, kauft dem Nachbarn ein neues Motorrad usw. Die Leute helfen ihm dann bei handwerklichen Tätigkeiten oder liefern ihm Kaffee als Bezahlung (oder leider auch nicht, im Falle des Nachbarn mit dem Motorrad, der immer sagt, er komme morgen). Das grosse Problem in Costa Rica ist die Finanzierung. Die Zinsen von Bankdarlehen liegen bei 13-18%, während die Inflation nur bei 2-4% liegt. So gehören angeblich 80% der Grundstücke in Monteverde mittlerweile den ansässigen Banken, da es niemand schafft, neben den Zinszahlungen noch zu tilgen. Ein trauriges System. Da Rene soviel Gutes für die Gemeinde macht, muss er keine Steuern zahlen… so läuft das hier. Costa Rica scheint ein Land zu sein, in dem Auswanderer mit Geld viel Geld verdienen können.
In Monteverde haben wir viel unternommen. Im Bosque Eterno de los Niños (Regenwald) waren wir spazieren und haben erstaunlich viele Tiere gesehen. Ein Beispiel:
Im Santa Elena (Nebelwald) gab es keine Tiere zu bestaunen, dafür aber eine tolle Flora. Hier wachsen auf einem Baum etliche andere Pflanzen. Am meisten beeindruckt hat uns der Ficus Aurea. Ein Baum, der als Parasit in der Baumkrone beginnt und vom anderen Baum lebt. Damit nicht genug, denn er lässt seine Wurzeln herab und umschlingt den Stamm des Wirtbaumes. Dies geht über viele Jahre so, bis die Freundschaft zu eng wird und er den Wirt zerquetscht. Man nennt ihn deshalb auch “matapalos”. Viele Jahre später bleibt der Ficus als hohler Baum stehen. Beeindruckend…
Auch die Größe kann ziemlich mächtig werden. Hier ein Bild mit Mick und seinem Jeep (später mehr):
Dann waren wir noch auf bei einer Kakaovorführung. Ein ausgewanderter Amerikaner wollte die Festigkeit seiner Schokoladennachspeisen verbessern und hat angefangen zu experimentieren. 6 Jahre später hält er einen Vortrag über die Schokoladenherstellung über 45 Minuten und führt live den gesamten Herstellungsprozess vor. Na gut, wir waren alleine in der Show und der Mann so nett und wir so interessiert, dass wir 2h mit ihm verbracht haben…
Auf Empfehlung waren wir auch noch bei dem Frog Pond und konnten die ca. 20 einheimischen Froscharten bestaunen. Bei Tag und bei Nacht. Ziemlich cool. Es gibt Froscharten, bei denen aus den Eiern kleine Frösche schlüpfen und keine Kaulquappen. Die Evolution ist fortgeschritten…
Ebenfalls sind alle Kröten auf der Welt giftig… Es gibt so viel, was wir noch nicht wissen, ein schönes Gefühl.
Unsere Fahrt von Monteverde an den Strand war ein Abenteuer. Kurz nach Abfahrt wurden wir bereits von der Polizei angehalten. Der freundliche Polizist wollte gerne unser pasaporte sehen, und als ich meinen hervorgekramt hatte, sagte er nur: “Ah, suiza? Pase!” Und wir durften weiterfahren. Bald verliessen wir die asphaltierte Strasse und fuhren auf einer Schotterpiste weiter, obwohl uns Google einen anderen Weg gewiesen hatte, der streckenmässig und fahrzeittechnisch allerdings viel länger war. Wir aber dachten, wir würden es besser wissen. Bald standen wir vor dem ersten Flüsschen ohne Brücke. Timo stieg aus, um gewissenhaft mit einem Stock die Wassertiefe zu überprüfen, als ein Motorradfahrer an uns vorbei mitten durch den Fluss brauste. Wir kamen uns dann irgendwie dumm vor und liessen das mit dem Stock für die nächsten Flussübergänge bleiben. Nachdem wir einen Ort mit dem passenden Namen Las Pampas durchquert hatten, strandeten wir allerdings ratlos am Ufer des Flusses El Bongo. Ausser einem kleinen Schild, auf dem irgendjemand Unterstützung bei der Flussüberquerung anbot, war keine Hilfe in Sicht, und so entschlossen wir, umzudrehen und alles wieder zurückzufahren.
Bei dem Wendemanöver stellte sich allerdings heraus, dass unser vermeintlich luxuriöses 4×4 Vehikel doch über keinen Allradantrieb verfügte, und wir steckten tatsächlich im Schlamm(assel). Obwohl wir wirklich in der Pampa angelangt zu sein schienen, kam ein wenig später ein roter Jeep angerollt mit einem hilfsbereiten Australier am Steuer. Er ist auch der Grund, warum ich im Nachhinein denke, es war trotz allem kein Fehler, nicht auf Google zu hören. Mick zog uns also aus dem Schlamm und führte uns mit seinem Auto vor, wie die Flussüberquerung zu bewerkstelligen wäre.
Obwohl in der Zwischenzeit auch ein Mann zu Fuss und ein Motorradfahrer den Bongo erfolgreich überquert hatten, trauten wir das unserem Auto nicht zu und suchten einen anderen Weg nach Santa Teresa, der uns über 2h mehr gekostet hat. Der einzige Fluss, den man dabei überqueren musste, war Las Panicas- er stellte sich aber zum Glück als harmlos heraus. Nach Einbruch der Dunkelheit erreichten wir dann endlich Santa Teresa, und hier brachen wir erst richtig in Schweiss aus, da die Luftfeuchtigkeit gefühlt 90% betrug. Der Ventilator in unserem Zimmer lief die ganze Nacht, und trotzdem war es zu keinem Zeitpunkt angenehm. Den nächsten Tag verbrachten wir an einem traumhaften Strand, den wir fast für uns alleine hatten.
Es gibt in Santa Teresa keine Hotelanlagen direkt am Meer, keine aufdringlichen Kokosnussverkäufer, keine Liegestühle, nichts- einfach nur Sand, Palmen und den angenehm warmen Pazifik. Dass der Ort nichts desto trotz touristisch ist, erkennt man eigentlich nur an den guten, sehr vielfältigen Restaurants und Cafes entlang der Schotterstrasse. Diese will so gar nicht recht zu diesem Ort passen. Santa Teresa gilt überdies als Surf- und Yogahotspot.
Am Abend luden wir Mick, der seit 14 Jahren hier als Surfinstructor seinen Lebensunterhalt verdient, zum Essen ein, als Dank für seine Rettungsaktion. Er bot sich an, uns am nächsten Tag zu drei Wasserfällen zu begleiten und uns danach Surfunterricht zu geben. Letzteres begeisterte vor allem Timo- nachdem ich nur schon beim Baden von den Wellen des Pazifiks durchgewaschen worden war, hätte sich Yogaunterricht für mich verlockender angehört. Aber: Wir verbrachten einen wundervollen Tag! Die Kletterpartie zu den Wasserfällen hat sich gelohnt, das Bad dort war im Gegenteil zum Pazifik eine echte Abkühlung!
Das Sunset- Surfing hat mega Spass gemacht, und auch Timo, der schon ein geübterer Wellenreiter ist, konnte von den Tipps von Profisurfer Mick profitieren. Dank der umsichtigen Auswahl des Surfbretts für mich – Mick nannte es einen “stable table” – gelang es auch mir, beim ersten Versuch auf dem Brett zu stehen. (Einschub TM: Melanie lieferte eine sehr beeindruckende Performance ab, was besonders an ihrem tollen Gleichgewichtsgefühl liegt. So wurde das doofe Surfen zu einem Erfolg.) Den Tag liessen wir mit Mojitos ausklingen, und ich war glücklich, etwas ganz Neues ausprobiert zu haben (also das Surfen, nicht die Mojitos). Es sollte eigentlich viel mehr “erste Male” im Leben geben.
Bereits am nächsten Tag verliessen wir den Strand und Mick wieder, um uns weiter im Norden den Rio Celeste anzuschauen. Dies entpuppte sich eher als Fehler, denn aufgrund der starken Regenfälle (es ist hier Regenzeit, die Ticos nennen sie gar “invierno”, Winter) hat sich der Fluss, der sonst märchenhaft blau sein soll, in eine braune Brühe verwandelt.
So nutzten wir den Rest dieses verregneten Tages halt dazu, Kleider zu waschen, unsere weitere Reise zu planen, diesen Blog zu beginnen – auch nicht schlecht, oder?
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